Rough days
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Durch einen Zufall fiel mir gerade auf, dass gegenwärtig der Jahreskongress der pharmazeutischen Industrie im Nachbarland Frankreich stattfindet. Ähnlich interessant fand ich, dass in China ein Sack Reis umgefallen ist...

Etwas mehr schmerzt es mich hingegen, dass ich ausgerechnet verpasst habe, den Formel 1 Grand Prix von Deutschland zu sehen. Da macht man schließlich keinen Hehl daraus, wo die Energie herkommt. Zum Glück habe ich in ziemlich genau 2 Wochen wieder Zeit, meinen Fehler aufrichtig zu bereuen und das Rennen in Ungarn mitzuverfolgen.

So viel zum Sport. Es folgt das Wetter ;)

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SPD-Stopp Am vergangenen Donnerstag hat die SPD in den Augen vieler ihre selbst gewählte Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und der Verfassung zutiefst verletzt. Und obwohl niemand das Ergebnis der Bundestagswahl vorhersagen kann, drängt sich der Eindruck auf, als würde dieser eindrucksvolle Beweis eines fehlenden Rückgrats die Talfahrt der SPD weiter fortsetzen.

Und nicht nur auf Wählerseite geht es bergab: So treten auch Mitglieder aus der SPD aus, weil sie es für unerträglich halten, dass die eigene Partei, möglicherweise unbewusst, zumindest aber grob fahrlässig und ignorant, der erst jüngst sechzig gewordenen deutschen Verfassung den Krieg erklärt. So schreibt die Sozialdemokratin Julia Reda in Ihrer Austrittserklärung:

Mein Verständnis für die derzeitige Politik der SPD hört spätestens da auf, wo selbst Verfassungsmäßigkeit und Menschenrechte hinter Populismus und Wahlkampfgetöse zurücktreten müssen. [...] Die SPD, der ich seit meinem 16. Lebensjahr angehörte, hat sich spätestens heute gegen die universellen Menschenrechte und gegen das Grundgesetz gewandt. Meine Loyalität zur Verfassung ist größer als die zur Partei.

(Hervorhebung von mir)

Tauss schwenkt Piratenflagge
Mit etwas mehr Getöse hat sich der Bundestagsabgeordnete Jörg Tauss nach fast 40 Jahren aus den Reihen der SPD verabschiedet und ist der Piratenpartei beigetreten. Aufgrund der gegen ihn laufenden Ermittlungen wegen des Besitzes kinderpornographischen Materials ist er wahrlich kein unkritischer neuer "Pirat", aber es wäre ein fataler Fehler seitens der jungen Partei gewesen, "Wasser zu predigen aber Wein zu trinken", hätten Sie Tauss die Unschuldsvermutung abgesprochen -- ist dieser rechtsstaatliche Grundsatz doch einer der zentralen Punkte, für die sich die "Piraten" einsetzen.

Auch das Argument einiger, Tauss mache die "Piraten" zu einer zu große Zielscheibe für die "Bild"-Zeitung, hat zwar seine Berechtigung, vergisst aber möglicherweise, dass das Revolverblatt seine Missbilligung gegenüber den Zensurgegnern bereits geäußert hatte, bevor Tauss seinen Austritt andeutete. Denn schon am 12. Juni hatte das Blatt den SPD-Parteilinken Böhning zum "Verlierer des Tages" erklärt, und den Lesern suggeriert, dieser wolle die Bekämpfung von Kinderpornographie im Internet verhindern. Böhning hatte zuvor einen Antrag mit dem Titel "Löschen statt Sperren: Kinderpornographie wirksam bekämpfen, Internetzensur verhindern!" für den SPD-Parteitag eingereicht, um die Parteilinie von unwirksamen Internetsperren hin zu aktiver Bekämpfung von KiPo im Internet zu bewegen. Und so ist kaum zu erwarten, dass -- mit oder ohne Tauss -- die "Bild"-Zeitung sich den Argumenten der Zensurgegner sachlich nähert, oder gar (eine fast undenkbare Vorstellung?) ihren gesellschaftlichen Einfluss nutzt, um KiPo aktiv entgegenzutreten.

Update, 22.6.: Die Piratenpartei twittert gerade die ihre Position zur Unschuldsvermutung:

Um es mal ganz klar und deutlich zu sagen: Die Unschuldsvermutung ist ein Menschenrecht. Das Mittelalter ist vorbei #Tauss

Das Mittelalter ist vorbei -- ob man das im Reichstag schon weiß?

Bildquellen: "Stop"-Box Creative-Commons-lizensiert von Spreeblick; Tauss mit Piratenflagge: CC-by lizensiert von Matthias Bauer auf Wikimedia Commons

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Das Internet hat seine ganz eigene Art von Galgenhumor:

Zensursula T-Shirt

Das "Zensursula" T-Shirt zu Ehren der Familienministerin (Ressort "Raubbau an Freiheitsrechten") gibt es kostenlos zuzüglich 6,90 Euro Versand auf 3dsupply.de.

Mit ihrer "Ehrung" als "Graffiti"-Schablone befindet sich Frau von-der-Leyen übrigens in guter Gesellschaft. Schon seit einiger Zeit gibt es die "Schäublone" zur Kritik an Wolfgang "wer nichts zu verbergen hat" Schäubles Politik, die ihm schon mehr als einmal das Kopfschütteln des Karlsruher Bundesverfassungsgerichts eingebracht hat. Einsicht oder gar Selbstkritik hat Herr Schäuble in der Folge freilich nicht gezeigt.

Auch Wirtschaftsminister zu Guttenberg hat seine eigene Schablone bekommen (via lawblog): Guttenberg Schablone

Zu Guttenberg ist "betroffen", dass es Menschen gibt, die die großflächige Einschränkung des Grundrechts der Informationsfreiheit nicht hinnehmen möchten, schon deshalb nicht, weil es zur Bekämpfung der Kinderpornographie völlig ungeeignet ist. Wir, die Bürger, sind hingegen betroffen, dass Politiker wie Herr Guttenberg offenbar leichten Herzens die Grundrechte aller mittels heimlicher Internet-Zensur radikal einschränken wollen, statt die Verbrecher, die Kinderpornographie herstellen und konsumieren, direkt zu bekämpfen. Der Stern schreibt über den ziellosen Aktionismus des Staates unter dem Titel "Operation Ohnmacht".

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50000Die Online-Petition beim Deutschen Bundestag gegen die unsäglichen Pläne der Bundesregierung, Contentfilter im Internet einzurichten, hat nun auch einen Twitter-Feed.

Unter dem Namen @Mitzeichner notiert ein Bot, wie viele Leute bereits die Petition online "unterzeichnet" haben -- zum jetzigen Zeitpunkt beispielsweise bereits über 40.000 Leute.

Mitzeichner on Twitter

Ich freue mich, dass die Mindestzahl von 50.000 Unterzeichnern in greifbare Nähe gerückt ist.

In diesem Zusammenhang bin ich über eine weitere interessante Webseite gestolpert: Der Verein MOGIS (kurz für "Missbrauchsopfer gegen Internetsperren") hat es sich zum Ziel gesetzt, die geplanten Internetsperren zu verhindern. Den Grund dafür beschreibt der Verein auf seiner Internetseite:

wir [wollen] uns hier nicht ... als Galionsfiguren einer schleichenden Einführung einer Internetzensur missbrauchen lassen. Denn seien wir doch mal ehrlich, da wird doch kein einziges Kind weniger missbraucht, nur weil Frau von der Laien meint ein paar DNS-Namen umbiegen zu müssen. (...) Da wird also ein Kind missbraucht, und die Politik schaut, demnächst auch dank DNS-Sperren, weg? (...) Und deswegen stehen wir für ein zensurfreies Internet ein, als “MissbrauchsOpfer Gegen InternetSperren”.

Ich habe großen Respekt vor diesen Missbrauchsopfern, die sich als Gruppe derer, die hier vermeintlich geschützt werden sollen, zusammentun, um diesem Unsinn ein Ende zu bereiten.

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coffee 10
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Oliver von aptgetupdate.de hat sich einmal überlegt, wie so ein von-der-"Laien"filter denn so aussehen könnte. Ein Auszug:

# Notiz: Gesetze noch nicht verabschiedet, kommt noch. # $header->{'HTTP_URI'} =~ /thepiratebay.org/ or # $header->{'HTTP_URI'} =~ /wikipedia.org/ or # $header->{'HTTP_URI'} =~ /www.amnesty.de/ or # $header->{'HTTP_URI'} =~ /www.wikileaks.de/ or # Erst kurz vor den Wahlen auskommentieren # $header->{'HTTP_URI'} =~ /spd.de/ or # $header->{'HTTP_URI'} =~ /gruene.de/ or

Link

Was wahlweise wie Satire oder bitterer Zynismus klingt, ist vielleicht gar nicht so weit hergeholt. Denn was sich gut anhört (Kampf gegen die Kinderpornographie), hat schon jetzt viele Begehrlichkeiten geweckt, die mit dem lobenswerten Ursprungsziel nichts mehr zu tun haben. Und das, noch lange bevor es endgültig beschlossene Sache ist.

Ähnlich kritisch sieht das auch Jochen Magnus in einem Kommentar in der Rhein-Zeitung:

Eine gar nicht amüsante Vorstellung: Die Polizei regelt auch den Verkehr im Internet. Dabei bekommt sie viel zu tun, denn schon jetzt hat die Musikindustrie unverblümt ihr Interesse an der Sperrung illegaler Tauschbörsen erklärt. (...) Die staatlichen Lottogesellschaften könnten einfacher ihr Monopol sichern, wenn endlich ausländische Glückspielseiten gesperrt würden. Die Begehrlichkeiten werden mit der Verfügbarkeit der Mittel wachsen.

Internetzensur unter quasi vollständigem Ausschluss des Rechtswegs kommen den Lobbyisten nämlich gerade recht. Damit kann man sich schließlich so lästige, langwierige und überhaupt viel zu teure Dinge wie Gerichtsentscheidungen sparen. Besonders viel Phantasie benötigt man also nicht, um sich vorzustellen, wie in diesen Tagen wahrscheinlich die Telefone bei Frau von der Leyen und ihren Freunden heiß laufen, von Interessengruppen, die auch die Sperrliste füttern wollen.

Was dabei freilich auf der Strecke bleibt, ist die Rechtsstaatlichkeit. Einzige Hoffnung bleibt, wie so oft, das Karlsruher Bundesverfassungsgericht. Dort hat man, im Gegensatz zu Berlin, das Grundgesetz gelesen und wahrscheinlich auch verstanden. Denn im Artikel 5 heißt es (noch): "Eine Zensur findet nicht statt".

(Danke für den Link zum Kommentar, Martin)

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Im Zusammenhang mit dem schrecklichen Amoklauf gestern im Raum Stuttgart werden nun wieder Stimmen laut, die so genannte "Killerspiele" einschränken, oder besser noch ganz verbieten möchten. Zeitgleich, wenn auch etwas leiser, fragen andere nach einer Verschärfung der Waffengesetze.

Und inmitten all dieser Forderungen sitzt unser herzallerliebster Innenminister Schäuble und sagt, unsere Gesetze seien streng genug.

Ja, Sie haben richtig gelesen. Nur, falls Sie die letzten Jahre hinter dem Mond gelebt haben, ja, das ist derselbe Innenminister, der in jedem unbescholtenen Staatsbürger einen "potentiellen Gefährder" sieht, und sich dann beschwert, dass das Karlsruher Bundesverfassungsgericht seinen Job ernst nimmt und ihm allerhand verfassungswidrige Gesetze links und rechts um die Ohren haut.

Herr Schäuble gegen das Verschärfen von Gesetzen.

Wow.

Dass ich das noch erleben darf :)

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Aus einem Interview des Generalsekretärs des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, mit dem Tagesspiegel:

"[Wir haben festgestellt], dass während des Gaza-Krieges die Zahl der Hass-Mails an den Zentralrat um 40 Prozent auf 200 bis 300 pro Woche zugenommen hat."

200-300 Hass-Mails pro Woche? Also man kann ja über die Politik des Staates Israel denken was man möchte -- aber den Vertretungen jüdischer Gemeinden in Deutschland Hass-Mails zu schreiben, noch dazu viele hundert, das ist schon erbärmlich.

Sachen gibts.

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2009 ist angebrochen und so ist es mal wieder Zeit für eines meiner Lieblingswörter der englischen Sprache.

Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen, an eine Englischstunde in der achten oder neunten Klasse. Unsere unter den Schülern nur durchschnittlich beliebte Englischlehrerin hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, unangekündigt Vokabeln abzufragen (und damit war sie, das sei am Rande erwähnt, gleichzeitig für meinen soliden englischen Wortschatz als auch für die einzigen Sechser verantwortlich, die ich in meiner Schulkarriere je bekommen habe).

Sie fragte also einen Klassenkameraden nach den jüngsten Vokabeln ab: "atmen?" -- er hatte, das war offensichtlich, sich die Wörter nicht angesehen und war lediglich um Schadensbegrenzung bemüht. So stammelte er... "to... to... to atem?". Die Lehrerin schmunzelte, und erkannte zwar seinen "guten Versuch" an, gab ihm aber trotzdem keine bessere Note.

Zu seinem Leidwesen war "to breathe" kein deutsches Lehnwort. Mit einem anderen Wort, über das ich gerade heute gestolpert bin, hätte er da schon mehr Glück gehabt:

to meld

... kommt, fast hättet ihr es geahnt, vom deutschen melden und bedeutet, eine Hand beim Kartenspiel erklären. Obwohl Stephen Fry in seinem letzten Podcast (Audio, Text) bemerkt, dass das Wort nunmehr vornehmlich im Sinne von "vermischen" (ein Mittelding zwischen "melt"=schmelzen und "weld"=schweißen) verwendet wird. Ein ziemlich interessantes Wort, scheint mir!

Zugegeben habe ich das noch niemanden in einer Unterhaltung sagen hören. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Update: Ursprünglich hatte ich behauptet, "to meld" bedeute ganz generell "to announce", nicht nur beim Kartenspiel. Und überhaupt verschwieg ich, dass die Nebenbedeutung "verschmelzen" offenbar nun häufiger verwendet wird als seine Ursprungsbedeutung. Danke, Martin, für den Hinweis!

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Family PortraitDie "Fragen und Antworten" zum "IsarCard" Abonnement der Münchner Verkehrsbetriebe haben einen interessanten Passus:

4) Kann ich jemanden mitnehmen? Mit der IsarCard und der IsarCard9Uhr im Abo dürfen Kinder von 6 bis 14 Jahren montags bis freitags an Werktagen ab 9 Uhr, sonst rund um die Uhr kostenlos mitfahren. Nachweislich eigene Kinder und Enkelkinder in beliebiger Anzahl, ansonsten maximal drei.

Da fragt man sich natürlich, wie weise ich nach, dass meine Kinder meine Kinder sind? Reicht es, wenn sie mich Papa nennen? Oder doch besser ein Vaterschaftstest im U-Bahn-Wagen, nur um sicher zu gehen?

Das ist doch schon reichlich seltsam, zumal Kinder in der Regel keinen Ausweis haben, geschweige denn ihn mit sich herumtragen. Und eine Geburtsurkunde hätte ich als Vater dann nun auch nicht unbedingt ständig zur Hand. Auch auf das Übereinstimmen des Nachnamens kann man sich in unserer "modernen Gesellschaft" wahrlich nicht verlassen -- und überhaupt, macht "Müller" oder "Schmidt" ein Kind zum "nachweislich" eigenen eines Herrn Müller oder Schmidt? Eher nicht.

Es ist erschreckend, wie gerne Unternehmen mit Worthülsen um sich werfen, die sie hoffen, nach Gutdünken ausfüllen zu können (in diesem Fall offenbar mit dem Ziel, vermeintlichen Schwarzfahrern die Last aufzuerlegen, die Verwandschaft mit den mitfahrenden Kindern zweifelsfrei "nachzuweisen"). Streuen von FUD kennt man aus anderen AGB zu genüge -- und es scheint, der öffentliche Nahverkehr bildet dort keine Ausnahme.

Oh, wie ich mich freue, bald wieder in Deutschland Bus und Bahn zu fahren ;)

(Familienfoto CC by-nc-nd lizensiert von dhammza auf flickr).

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Es ist eine Weile her, dass ich mein letztes, englisches Lieblingswort veröffentlicht habe. Überhaupt habe ich eine Weile nicht auf deutsch gebloggt, was vielleicht auch daran liegt, dass meine geschätzte deutsche Leserschaft überwiegend sehr gut Englisch spricht (schleim ;) )...

Hier ist es, tadaa:

Wunderkind

Ein weiteres hübsches Lehnwort, gerne ein wenig unpassend im Zusammenhang mit Einstein verwendet, obwohl der als Kind wahrlich alles andere als hochbegabt schien. Noch schlimmer wird es dann, wenn es auf Leute ausgeweitet wird, die als junge Erwachsene bedeutende Erfolge erzielt haben, wie Steven Spielberg oder Michael Jackson.

Kein Wunder also, dass der Begriff mittlerweile eher selten geworden ist (außer in den Medien, die in Deutschland wie hier generell keine Freunde begrifflicher Genauigkeit sind) und child prodigy der bevorzugte Begriff geworden ist.

Wen's interessiert, Wikipedia hat einen längeren Artikel über child prodigy, und natürlich auch eine Liste von Wunderkindern.

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