Jüngst machte mich mein Bruder auf eine Reihe von Ebay-Auktionen aufmerksam, die PCs (oder Teile davon) mit der Beschreibung 6,8 Gigahertz bewerben.
Da es nach dem aktuellen Stand der Technik aber keine 6,8 GHz Prozessoren gibt, beziehen sich alle diese Auktionen also auf Dual Core Prozessoren, also, einfach formuliert, Prozessoren die zwei Recheneinheiten auf einem Chip unterbringen.
Eine der Auktionen liest sich wie folgt: <!--more-->
Dual Core = 2x 3.4 GHz = 6.8 GHz ! nahezu doppelte Geschwindigkeit durch zwei Prozessorkerne in einer CPU!
Wahnsinn. Wie man eine so himmelschreiende Ignoranz gegenüber der Materie öffentlich zur Schau stellen kann, ist mir unbegreiflich. Das als Milchmädchenrechnung zu bezeichnen, tut den Milchmädchen Unrecht, die wahrscheinlich noch eher als die Verkäufer in jenen Auktionen erkennen würden, dass hier etwas faul ist.
Denn, wie ja eigentlich gerade Computerhändlern bekannt sein dürfte, sagt die reine Taktgeschwindigkeit der CPU über die Geschwindigkeit des Gesamtsystem ziemlich genau gar nichts aus. Das Phänomen ist nicht neu: Dass die Verbindungsleitung ("Bus") zwischen Speicher und CPU gar nicht dazu in der Lage ist, so schnell Daten herbeizuschaffen, wie der Prozessor sie gerne verarbeiten möchte, trägt den schönen Namen "von-Neumann-Flaschenhals". Das wird auch durch mehrere Prozessorn (oder Kerne) nicht besser: Die sind nämlich an denselben Bus angeschlossen, warten also im ungünstigen Fall um so länger auf ihre Daten.
Zudem hat die Verwendung mehrerer Prozessoren einen Verwaltungsüberhang (das kennt ihr doch schon von den Krankenkassen ;)) -- denn durch verschiedene Mechanismen muss sicher gestellt werden, dass ein Prozessor nicht die Daten überschreibt, an denen der andere gerade arbeitet. Und so kommt es vor, dass der eine eben ein bisschen warten muss, bis der andere fertig ist. Wiederum Zeit, die unser "6,8 GHz-PC" mit sich-langweilen verschwendet.
Zuletzt ist es auch nicht unüblich, dass Anwendungssoftware überhaupt keinen Gebrauch von den Möglichkeiten eines Multiprozessorsystems macht, denn das ja schließlich erst in die jeweilige Software eingeführt werden; die Prozessoren teilen sich die Arbeit eben nicht magisch von alleine. In diesem Fall freut sich vielleicht der Benutzer über die "vielen Gigahertz", die er hat, einen essenziellen Unterschied in der Ausführungsgeschwindigkeit macht das aber nicht.
Ich frage mich, was diese Verkäufer wohl einem Autohändler erzählen würden, der ihnen sagt, das Auto mit 200 PS fahre "doppelt so schnell" wie eines mit 100. Aber wenn sie da nicht stutzig werden, können sie ihm ja später im Gegenzug einen "6,8 Ghz-PC" andrehen.
Oder einen mit Quad-Core CPU, dann wären das ja schon 13,6 Gigahertz! Und wenn er dann noch Hyperthreading hat, sind es sogar baahnbrechende 27,2 Gigahertz!!! Uuunglaublich!
Wenn es doch nur so einfach wäre.