Nach den tragischen Ereignissen in einer deutschen Realschule wird ja in Deutschland, wie das so zu mir rübergeschwappt ist, heftig über ein Verbot so genannter "Killerspiele" debattiert.
Interessant ist dazu eine Umfrage, die in mein Postfach gespült wurde:
Ein Verbot von Gewalt verherrlichenden Computerspielen haben fast drei Viertel der Befragten im ZDF-Politbarometer gefordert. Insgesamt 71 Prozent waren gegen so genannte Killerspiele (...). Gegen ein Verbot wandten sich 27 Prozent.
Während ich der verantwortlichen Forschungsgruppe Wahlen die Repräsentativität der Umfrage nicht abspreche, muss ich doch an dem Bedeutungsgehalt zweifeln. Für wenig überraschend halte ich es jedenfalls, dass nach einem öffentlich bekannten Vorfall dieser Art der Aufschrei nach einem neuen Verbot groß ist.
Denselben Effekt bekommt man schließlich auch wenn man nach einem brutalen Mord eine Umfrage über die Verschärfung von Strafgesetzen macht, oder (weniger dramatisches Beispiel) wenn man nach einer Erhöhung der Politikerbezüge die Leute nach einer Senkung derselben befragt. Übersetzt bedeutet das: "Tut was, damit das nicht nochmal passiert, wir wissen auch nicht was, aber solang ihr was tut, ist gut." Das hat der "beumfragte" Bürger sozusagen mit den Ministern Schönbohm, Stoiber und so weiter gemeinsam.
Alles in allem riecht das sehr amerikanisch.<!--more--> Hierzulande ist es Gang und Gäbe, lieber das Symptom als die Ursache zu bekämpfen. So schaltet man natürlich beim Auto die Fehlerleuchte aus, statt den Defekt zu beheben. An der Wahlurne wird es noch deutlicher: Um das Problem der Abtreibungen bei Jugendlichen aus der Welt zu schaffen, wird schon mal offen die Abschaffung aller Abtreibungen diskutiert, statt im Unterricht über Verhütungsmethoden zu sprechen. Auch bei jungen Alkoholtoten ist die Maßnahme klar: Wenn die Polizei ein paar mehr Studentenfeiern auflöst, wird das Problem sich von selbst beheben.
Mit anderen Worten: Wenn ich das Symptom aus meinem Blickfeld schaffe (oder wenigstens dekorativ verschleiere), dann kann ich das zugrundeliegende Problem getrost ignorieren.
Hoffnung machen in Deutschland -- wie überraschend -- nur einige Politiker: So stellt Bodo Ramelow (stellv. Fraktionsvorsitzender der Linkspartei im Bundestag) fest:
Wann begreifen endlich die Innenpolitiker und die Leute, die jetzt am lautesten nach Verboten schreien, dass die Schüler und Lehrer nicht mit Bits und Bytes verletzt wurden.
Und sogar die Bundesbildungsministerin Schavan, die das wohl nicht umsetzbare Verbot eigentlich bedauert ("Gewaltvideos einfach verbieten" sei nicht machbar), meint:
Also bleibt nur der komplizierte Weg: Die Gesellschaft muss mehr am Leben von Kindern und Jugendlichen teilhaben, damit die nicht in eine ganz andere Welt abdriften.
Oh! Dass man sich mit seinen Kinden beschäftigen muss, kommt für einige sicher äußerst überraschend. Das mit der "zuvörderst obliegenden Pflicht" ist ja auch nicht direkt einleuchtend. Und überhaupt, wurde dafür nicht der Fernseher erfunden? Oder der Computer auf dem sie diese hässlichen Killerspiele spielen? Und wie wir wissen, brauchen wir die ja nur zu verbieten und alles wird gut.
Seht ihr, war doch ganz einfach.