Podcast-Logo von http://www.timmadden.com.au/podcast-logos.htmPodcasts sind schwer im Kommen: Gesprochene Weblogs, sozusagen. Veröffentlichen kann sie jeder, der ein Mikro hat und eine Webseite. Er spricht eine Audiodatei, konvertiert sie zu MP3 (oder einem anderen Format) und läd sie mit ein bisschen technischem Schnickschnack außenrum auf seinen Webserver hoch. Auf der anderen Seite sitzen seine Benutzer und laden die Datei wahlweise auf ihren MP3-Player oder ihren Computer runter und hören es sich an.

Doch da fängt für den Autor die unangenehme Seite vom Podcasting an:

1. Webspace

So ein durchschnittlicher Cast kommt mit 20 MB daher, kann aber je nach Länge locker das doppelte erreichen. <!--more--> Mathematik für Anfänger... wie viele Episoden passen damit auf einen durchschnittlichen, sagen wir, 200 MB großen Webspace Account, bevor er randvoll ist und wir die ersten Einträge wieder löschen müssen? Und wird ein Hörer sich freuen, dass er die alten Episoden nicht mehr hören kann, wo er doch gerade erst deinen Podcast gefunden hat, und deinen Stil mag, und am liebsten alles von dir hören will? Wir werden ihn enttäuschen müssen, weil unser Platz nicht ausreicht. Hinzu kommt: Wenn wir nur die MP3-Datei gelöscht haben, zerbrechen wir den Link in unserem RSS-Feed. Oder wir ersetzen die alten Dateien durch einen kleinen "Dummy" und enttäuschen den Hörer erst, wenn er unterwegs ist und statt dem erwünschten Cast ein kurzes Jingle hört. Keine gute Alternative, wenn man den neu gewonnenen Hörer nicht gleich wieder vergraulen will.

2. Traffic

Zweite kleine Matheaufgabe: Wir stellen uns vor, wir haben zehn regelmäßige Hörer, und wir machen jede Woche einen 20 MB großen Podcast. 10 Leute x 4 Wochen x 20 MB macht 800 Megabyte Traffic allein durch die MP3-Datei. Bei einem durchschnittlichen Webspace-Account, der vielleicht mit ein, zwei Gigabyte Traffic im Monat aufwarten kann, wird das schon langsam eng - vor allem, wenn man noch ein Blog hat, das permanent von Spammern und dem Googlebot abgegrast wird. Und wer zahlt schon gerne auf den Traffic drauf?

Bittorrent?

Eine Möglichkeit, dem zu begegnen, wäre BitTorrent. Die Peer2Peer Filesharing-Technologie ist für die Verteilung großer Dateien gedacht und findet zum Beispiel beim Download von CD- und DVD-Images von Linux-Distributionen Anwendung. Die Serverseite - der sog. Tracker - war früher etwas komplizierter zur Verfügung zu stellen, dank "Blog Torrent" ist das aber kein Problem mehr.

Vorteile: Der Traffic wird nun vom BT-Netzwerk getragen. Außerdem muss man die MP3-Dateien nicht mehr auf seinem Webspace ablegen, sondern hat sie nur noch direkt auf seinem Rechner.

Nachteile: Um den Podcast zu verteilen, muss man natürlich wenigstens einmal die gesamte Datei an einen Peer hochgeladen haben. Das dauert bei den bescheidenen Upstreams, die T-Offline und Co zur Verfügung stellen nicht nur relativ lange, sondern man muss auch seinen Rechner mit BT-Client ununterbrochen am Netz haben, weil man ja nicht ahnen kann, wann jemand versuchen wird, den Cast zum ersten mal herunterzuladen. Für alte Aufnahmen sieht es ähnlich aus: Wenn niemand mehr die Datei bei sich liegen hat und zur Verfügung stellt, muss der Autor selbst sie wieder hochladen. Sonst ist der auf der Homepage hochgeladene Tracker schlicht tot.

Wir hätten das Webspace-Problem also auf den heimischen Rechner verlagert, und das Traffic-Problem sozialisiert, würden aber daran scheitern, dass "Breitband" zuhause eben nicht "schneller Upload" bedeutet, und weil wohl niemand 24/7 seinen Rechner laufen lassen will.

Aus genau diesem Grund wird Bittorrent wohl auch noch nicht von den verschiedenen Podcast-Softwares unterstützt.

Podcasting auf Blogger.com?

Bleibt also nur noch die Hoffnung, dass eines schönen Tages einer der kostenlosen Blog-Hoster (oder alle?) wie zum Beispiel der Google-Sprößling blogger.com auf die Idee kommt, Podcasting in seine Palette aufzunehmen. Der erforderliche Webspace und der Trafficzuwachs wären zwar enorm, aber das ist, wie man schon an Googles GMail sieht, kein Problem, mit dem große Anbieter nicht umgehen könnten.

Bis dahin wird Podcasting aber wohl nur von einigen wenigen Leuten betrieben werden (die exhibitionistisch genug sind, ihre Stimme in die Welt zu tragen und sich nebenbei einen Server mit viel Speicherplatz leisten können).

Doch wenn wir betrachten, wie "ausgefallen" das Bloggen vor ein paar Jahren noch war, und wie viele Leute es heute machen, könnte Podcasting eine ähnlich Entwicklung bevorstehen. Denn allen "Mainstream-Bedenken" zum Trotz gibt es mittlerweile viele wirklich lesenswerte Weblogs, und selbst wenn Podcasting zu einer ähnlichen Massenbewegung werden würde, dürfen wir uns schon heute auf diese Bereicherung des Webs freuen.

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