Wie passend (angesichts der jüngsten Kritik an den Amerikanischen Waffengesetzen): Ein Buch namens "Armed America", Portraits von Amerikanern mit ihren Waffen.
Anthony, der Herr im Bild, sagt dazu:
Ich habe eine Waffe, weil ich ein verdammter Amerikaner bin und ein Marine. Das ist mein gottgegebenes Recht.
Äh, ja, genau.
Wie so oft tritt die erstaunliche Fähigkeit der amerikanischen Gesellschaft zu Tage, brennende soziale Probleme über Generationen hinweg zu ignorieren, nebenbei mit einer diffusen Prise Nationalstolz zu bestreuen, nur um ruhiger schlafen zu können.
Dass Menschen ihre "gottgegebenen" Waffen dazu missbrauchen, auf andere zu schießen, ist natürlich nur ein dummer kleiner Nebeneffekt. An passenden Binsenweisheiten mangelt es nicht; so hat der amerikanische Präsident seinen Sprecher am Montag vorlesen lassen:
Der Präsident glaubt, dass die Menschen ein Recht haben, Waffen zu tragen, aber dass man dabei alle Gesetze befolgen muss.
De facto schränken freilich auch die Amerikaner das freie Waffentragen ein: Auf Ämter darf man beispielsweise keine Waffen mitbringen, und auch das verdeckte Tragen ist strafbar; auch der Staat Oregon hat auf seinen Universitätscampi seit einigen Jahren ein striktes Waffenverbot. Für die NRA und den Ortsverein der Republikaner ständiger Anlass, die "Verletzung ihrer verfassungsmäßigen Rechte" öffentlich anzuprangern -- aber es hat bereits mehrfacher gerichtlicher Prüfung standgehalten. Manchmal verlosten die genannten Gruppen daher zwar ein Sturmgewehr mittags auf dem Uni-Platz, die Preisverleihung mussten sie aber dann sonstwo veranstalten.
Das eigentliche Problem lösen sie damit natürlich nicht: Wenn ich jemandem freudestrahlend Waffen in die Hand drücke und auch seine Hasstiraden auf seine Mitmenschen als Ausdruck seiner freien Rede belächele (solange er sich nicht sexuell betätigt oder gar -- Gott bewahre -- Alkohol konsumiert ist schließlich alles im grünen Bereich), dann muss ich mich nicht wundern, wenn er am Ende nicht nur auf Zielscheiben feuert.
Da es sich aber jenseits des großen Teiches als erfolgversprechend erwiesen hat, dass Probleme schon vergehen, wenn man nur penetrant genug wegschaut, wird sich die Taktik wohl auch so schnell nicht ändern. Bis zum nächsten mal.
(Buch-Link via kottke)