Im Blog "Wortistik" geht es um deutsche Wortneuschöpfungen, und so wurde dort jüngst der "Klima-Nazi" aus einem Spiegel-Online-Artikel von Daniel Haas ("Elch-Test für Klima-Nazis) erwähnt.
Klima-Nazi dürfte sich, wie in den USA viele Wortschöpfungen auf -nazi, um eine Referenz zum Soup Nazi aus der bekannten Sitcom "Seinfeld" handeln. ((Die Geschichte, kurz erklärt, handelt von dem (auf einer wirklichen Person beruhenden) Koch in einer New Yorker Suppenküche, der die beste Suppe der Stadt macht, aber genaue Regeln zum Einreihen in die Schlange, Bestellung, Bezahlung etc. hat. Verstößt ein Kunde dagegen, spricht er drakonische "Suppenverbote" ("no soup for you!") aus, was ihm den Beinamen "Soup Nazi" einbringt.)) Ob von Daniel Haas beabsichtigt, indirekt übernommen, oder doch nur von mir an den Haaren herbeigezogen, vermag ich nicht zu entscheiden.
Interessant, dass dieser Metapher es USA-zu-Lande in die Alltagssprache geschafft hat: So habe ich Leute schon vom "Internet-Nazi" sprechen hören, wenn sie den Mitbewohner in der WG meinten, der sich beschwerte wenn jemand zu viel herunterlud und die Verbindung für die anderen verlangsamte. In Deutschland haben solche Vergleiche noch eine eher populistische Konnotation und wo man in den USA über Nazis etc. von Herzen lachen kann, ringt man dem Deutschen bisweilen nur ein Schmunzeln ab. ((Ich bin beispielsweise nicht so sicher ob der ganz fabelhafte Film "The Producers" von Mel Brooks mit seinem Musical "Springtime for Hitler" in Deutschland ein einigermaßen gutes Echo bekam...))
Aber immerhin, mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Vor ein paar Jahren wäre selbst das Schmunzeln nicht über die deutschen Lippen gekommen und so sieht es aus, als ob die nimmer enden wollende Verarbeitung der jüngeren deutschen Geschichte sich noch immer fortbewegt, zwar langsam, aber stetig.