Wahltag

November 07, 2006

Heute also stehen sie an, die Midterm Elections in den USA. War auch langsam Zeit:

Election day; CC-licensed by amateur on flickrIm Fernsehen sind, subjektiv geschätzt, gut über 80 Prozent der Werbespots Wahlwerbung. Nur ab und an ist Interessantes dabei, wie zum Beispiel Ex-Präsident Bill Clinton, der für eine Reduktion der ausländischen Ölimporte und Stärkung regenerativer Ideen wirbt. Prop 87 nennt man das dann, Proposition (Vorschlag) Nummer 87. Was die Schweizer zu genüge kennen, ist für uns Deutsche eher ungewöhnlich: Plebiszitäre Bürgerbeteiligung an Steuererhöhungen und Verteilungsfragen. Da geht es um den Ausbau von Autobahnen, Steuern auf Öl oder aufs Rauchen, und so weiter.

Auch das Internet ist mit dabei, in großen Lettern steht dort yeson87.com. Aber wie bei allen Vorschlägen gibt es natürlich Gegner (Webseite: nooiltax.com), und so ist gleich der nächste Beitrag von der Gegenseite. "12000 Worte", sagen sie, "stehen im Vorschlagspapier 87 -- und keines davon verpflichtet die Politiker zu Ergebnissen." Während Clinton mit der Verpflichtung gegenüber Kindern, bei denen die Asthma-Erkrankungen zunehmen, wirbt, hält sich die Gegenseite an "harte Zahlen": Provokativ sagen sie: You do the math. Rechnen Sie selbst nach. <!--more--> Richtig zu interessieren scheint die ganze Wählerei aber die wenigsten. Nicht-Präsidentenwahlen haben in den USA nämlich typischerweise eine Wahlbeteiligung von unter 40 Prozent (es ist keine solche Wahl bekannt, bei der mehr als 47% zur Urne gingen).

Manche sagen, das mag am Wahltag liegen. Wahlen in den USA sind, man schaue auf den Kalender, dienstags. Wie viele Gesetze hier leicht angestaubt, tat man das wohl ursprünglich, um sonntags nicht mit der Kirche in Konflikt zu kommen. Und weil die Leute früher mit der Pferdekutsche in die nächste Stadt fahren mussten um zu wählen, gab man ihnen nach dem Sonntag zwei Tage Zeit dazu.

Election day; CC-licensed by amateur on flickrHeute, freilich, ist das alles nicht mehr so relevant. In der "24-Stunden-einkaufen"-Nation ist auch beim Wählen das digitale Zeitalter angekommen. Sie verwenden Wahlmaschinen, mit gemischtem Erfolg: So berichten die Radiosender, dass in manchen Teilen der USA die Maschinen nicht richtig funktioniert hätten und so seien die Wahlhelfer dort wieder auf Papier-Stimmzettel ausgewichen. Auch mein Kollege, der erst jüngst aus Las Vegas (also aus dem Nachbarstaat Nevada) hier hergezogen ist, bekennt:

Ich habe bereits letzte Woche am "early voting" teilgenommen. Denn die Maschinen, die Nevada beim Frühwählen verwendet, haben zur Sicherheit eine Papierrolle, auf die die Wahlentscheidungen gedruckt werden. Das kann man sogar sehen, denn hinter einem kleinen Fenster läuft das Papier mit deinen Entscheidungen vorbei.

Vertrauen ins System, das klingt anders.

Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass ich heute morgen keinen meiner Kollegen "vermisse": Manche gehen wohl vor oder nach der Arbeit, andere gar nicht. Da hilft es auch nicht, dass sie per Gesetz von der Arbeit frei bekommen müssen, um wählen gehen zu können.

Bei der wählenden Minderheit aber scheint sich zumindest einer siegessicher zu sein: Arnie, unser Gouvernator. Obgleich er Republikaner ist, hatte er sich jüngst in manchen Punkten gezielt von der Politik der Bush-Regierung distanziert, so zum Beispiel in Klimaschutzfragen. Man sagt, das habe ihn wieder populärer gemacht.

Ob die Rechnung aufging, wird sich zeigen, wenn der letzte Kalifornier seine Entscheidung eingetippt hat.

Nur wenn die Wahlmaschinen funktionieren, natürlich.

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