Es ist schon eine Weile her, da trug mich das Schicksal zu einem Estate Sale, also einer Haushaltsauflösung. Das ganze war in der Lokalzeitung angekündigt worden, und so war ich nicht der einzige, der sich in jenes Haus am anderen Ende der Stadt begab. Ich selbst war ohnehin nur als Begleitung engagiert, dementsprechend planlos trat ich ein.
Ein fast schon trauriger Anblick, wie sich so ein Dutzend Leute durch das Hab und Gut eines -- nun dauerhaft abwesenden, da verstorbenen -- Eigentümers winden, jedes Teil prüfend in der Hand wiegen, und wieder auf den Tisch stellen. Alles hat ein Preisschild, auch die schon angefangene Packung Salz oder die nicht zusammenpassenden Untersetzer.
Betont höflich, aber mit wachen Augen drängt sich eine Schatzsucherin an mir vorbei -- ich soll schließlich nicht vor ihr an die kleine Sammlung von G.I. Joe-Figuren gelangen. Was sie nicht weiß, von mir geht keine Gefahr aus. Krieg spielen ist in meiner Generation eher unpopulär.
Mein eher akademisches Interesse gilt mehr den drei, leeren, Literflaschen 4711, die dort im ehemaligen Schlafzimmer stehen. Alte Leute haben auf der ganzen Welt denselben Duft. Interessant, denke ich, ob die Amerikaner wissen, warum sie Herrendüfte cologne nennen?
Bevor ich wieder gehe, werfe ich noch kurz einen Blick ins Bücherregal. Ich erwarte eher nichts Faszinierendes, denn bereits das Überfliegen der Schallplattensammlung hatte mir zuvor keine Erleuchtungen beschert, wenig überraschend in den Häusern älterer Leute. Doch ich soll unrecht behalten. Zwei graue Bücher von Dr. William J. Robinson haben es mir angetan, "die Frau, ihr Geschlecht und Liebesleben" von 1917 und "die Technik der Geburtskontrolle" von 1929. US-Amerikanische Aufklärungsbücher von anno dazumal, die seinerzeit wahrscheinlich einen Skandal ausgelöst und mindestens eine Handvoll Endzeitprediger auf den Plan gerufen haben, klingen interessant.
Ich gebe den geduldig an der Kasse harrenden Damen zwei Vierteldollarstücke und ziehe mit meinen Fundstücken von dannen, in der Hoffnung, sie zerfallen nicht gänzlich zu Staub bevor ich einen Blick hineinwerfen kann.