Not macht erfinderisch!
... denn wenn man sich die harten amerikanischen Regelungen für Bars anschaut, müssen sich die amerikanischen jungen Leute schon des öfteren etwas ausdenken, um sich abends nicht zu Tode zu langweilen. Denn nicht nur, dass sie unter 21 kein Alkohol trinken dürfen (was zwar vielleicht doof, aber noch halb so wild wäre), sie werden auch von schätzungsweise 95 Prozent des Nachtlebens ausgeschlossen: Jede Disco, Bar, und jeder Jazzclub überprüft am Eingang die Ausweise und schickt unter-21-jährige direkt wieder nach Hause.
Überprüft wird annähernd jeder: Die Bars rühmen sich geradezu damit, die Ausweise zu überprüfen. Große Leuchtreklamen "We I.D." neben der Budweiser-Werbung im Barfenster sind keine Seltenheit. Jüngst las ich sogar auf einer Speisekarte:
Wenn Sie jünger aussehen als 39,5 Jahre, überprüfen wir Ihren Ausweis.
Wie sie das Alter auf halbe Jahre genau "sehen" wollen, stand nicht dabei. (Vielleicht war es nur ein Scherz? Ha, ha, was für ein Schenkelklopfer.) <!--more--> Dass sich derartig strikte Regelungen von der gesellschaftlichen Realität bereits zu einem unerträglichen Maß entfernt haben, wird klar, wenn man die Party-Dichte dieser Stadt ansieht: Nie zuvor habe ich so viele private Parties auf einem Haufen gesehen. Und, was in einer Bar so gar nicht möglich wäre, Sex and Drugs and Rock'n'Roll, wird so von denen, die die jungen Leute aus den Bars werfen, indirekt verursacht.
Von Zeit zu Zeit verirrt sich aber doch der ein oder andere "Minderjährige" (ein bisschen peinlich ist es mir schon, einen 20-Jährigen so zu nennen) in eine Bar und zeigt seine - gefälschte oder sonstwo gestohlene - erwachsene Fahrerlaubnis vor.
Leider haben sie aber die Rechnung ohne den Türsteher gemacht. Denn die müssen nicht nur einen Kurs machen, bevor sie legal Ausweise überprüfen dürfen, sondern sie haben auch noch ein besonderes Spiel untereinander:
Wenn jemand einen gefälschten Ausweis zeigt, müssen sie normalerweise sofort die Polizei holen. Aber da man so böse ja nicht ist, sagen sie, hey, der Ausweis ist gefälscht und stecken ihn einfach ein. Trophäe für den Sieger. Der Gast hat natürlich zwei Möglichkeiten: Wurde ihm gerade Unrecht getan, wird er lauthals protestieren und mit der Polizei, dem Richter, seiner Mama und notfalls auch der Heilsarmee drohen, bis er seinen Ausweis zurückbekommt. War er aber tatsächlich gefälscht, wird er stillschweigend von dannen ziehen, da der Verlust der Fälschung natürlich weit weniger kritisch ist, als für Urkundenfälschung vor den Kadi zu kommen.
Manche Türsteher sind im Aufdecken von falschen Ausweisen so gut, dass sie sich eine stattliche Kollektion davon angeschafft haben. So rühmte sich einmal der Freund eines Freundes, um die 300 falschen Ausweise aus seiner Türsteherkarriere zu besitzen.
Obwohl die genauen Zahlen wahrscheinlich (genauso wie die die Geweihgröße bei den Jägern) dem "Türsteherlatein" zuliebe bisweilen geschönt werden, lässt sich das wahre Ausmaß der Angelegenheit durchaus erahnen...
Wie schön, dass es in diesem Schlaraffenland keine dringenderen Probleme gibt, als 18-jährige davon abzuhalten ein Bierchen zu trinken. Wenn man keine Probleme hat, macht man sich eben welche.