Ein bisschen geht es mir ja schon auf den Zeiger. Nein, ich würde sogar sagen, es geht mir ganz gewaltig an die Nieren. Ein paar Idioten sprengen sich in einer europäischen Großstadt in die Luft, und Endzeitprediger, Sicherheitsfanatiker, Schilyisten, sowie radikale Rechte, Linke und was auch sonst noch alles nutzen das Ereignis gleichermaßen als Wind in ihren Segeln. Oder zum selbstgefälligen Schulterklopfen, wahlweise.
Und allenthalben hört man die Stimmen, die sagen, sie hätten es schon immer gewusst.
Und der Irakkrieg ist schuld. <!--more-->Nur der. Genau.
Diese selbsternannten Islamismusexperten sollten vielleicht mal den Kommentar "Angriff auf unsere Werte" lesen, der vergangene Woche im Handelsblatt stand:
Wer es sich leicht machen will, der könnte dieser Logik folgen: nach den Anschlägen von New York und Madrid nun also London, nach der größten westlichen Industrienation nun deren engster politischer Partner im Irakkrieg. Kann man sich also vor Terror schützen, indem man auf Distanz zu den USA geht? Die Anhänger dieser These liegen grundfalsch und haben vom Innenleben des islamistischen Fundamentalismus nichts begriffen. (...)
Also, liebe Freizeit-Peter-Scholl-Latours auf diesem Planeten: Solche Milchmädchenrechnungen wie Irakkrieg -> Verbündeter -> Terroranschlag erwarte ich vielleicht in der Bildzeitung. Aber jeder halbwegs normal Denkende soll sich doch bitte nicht anmaßen, er könne die Beweggründe von Selbstmordattentätern auf ein einzelnes Ereignis zurückführen - und sei es der Irakkrieg. Denn wäre es so einfach, dann hätten diese Personen es auf Regierungschefs der kriegführenden Staaten abgesehen - oder auf Soldaten im Krisengebiet. Aber wer Zivilisten in der U-Bahn umbringt, hat eben kein so einfaches Denkschema. Einen eingeschränkten Horizont zwar, aber den beweisen eben auch alle, die es jetzt wieder besser wissen.
Also erst denken, dann sprechen. Danke.