Gestern im Theater gewesen. In einer Schulaufführung. Sogar in einer, der ihr guter Ruf vorauseilte. Zwar hatten mich der Bundeskanzler und der Kaiser von China zum Abendessen eingeladen, aber man muss schließlich Prioritäten setzen (außerdem war ich, mal nachrechnen, etwa seit der Erfindung des Rades nicht mehr im Theater!).
Ich also ins Auto geschwungen und die B3 ungefähr vom Anfang bis zum Ende gefahren, da. Wären da nicht diese grünen Männchen gewesen, die zwischendurch Autos angehalten haben und die Lottoscheine der letzten Woche sehen wollten, wie üblich. Hatte ja fest damit gerechnet, dass sie mich rausziehen (das tun sie immer. Junge Männer allein im Auto. Gefährlich.) Stattdessen haben sie mir gepflegt durch die Scheibe ins Gesicht geleuchtet - woraufhin ich aus meinem zufällig mitgebrachten Trickkistchen das "freundliche, gewinnende Lächeln" zog, das man uns ein paar Stunden zuvor in einem Präsentationsworkshop eingetrichtert hatte. Gewirkt hats jedenfalls offenbar, wurde durchgewunken. Danke, ihr Marsmännchen, dass ihr meinen Zeitplan nicht habt platzen lassen.
Gradeaus, links, rechts, links, da.
Ganz wundervoll mitdenkende (erstaunlich, hm?) Organisatoren hatten dann sogar ein paar Schilder hingemacht, wohin wir gehen sollten. Wow. Also hochgeschlappt, Eintritt bezahlt, wieder raus, Schülerzeitung gekauft (besser als die Dorffpost, ätsch), Kollega eingesammelt, wieder rein.
Stück selbst war herrlich. Sechs Mädels, die sich charakterlich ungefähr wie Tag und Nacht unterschieden haben (Che-Guevara neben Grufti neben Barbie sagt schon alles), sind zum Nachsitzen gekommen und finden einen toten Lehrer im Nebenzimmer. Im Keller eingesperrt, müssen sie wohl oder übel miteinander auskommen und fallen gegenseitig über ihre Lebensgeschichten her (mal ernst, mal urkomisch). Dabei wird mit allerhand Klischees aufgeräumt und mit bissigen Kommentaren nicht gespart - also ganz nach meinem Geschmack ;) Die sechs Darstellerinnen haben das jedenfalls super rübergebracht - wenn ich das aber richtig verstanden habe, war das wohl ihr letzter gemeinsamer Auftritt - was schade wäre, die würde ich gern nochmal spielen sehen.
Für den, der nicht da war, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, sich zu ärgern. Denn mir fällt ungefähr genau nichts ein, was ich besseres mit meinem Abend hätte anfangen können.