Wer ist denn auf diese Idee gekommen?
"Habseligkeiten" sei das schönste deutsche Wort, so der Spiegel.
Warum hat ausgerechnet dieses Wort das Rennen gemacht?
Lexikalisch verbinde das Wort zwei Bereiche des Lebens: den irdischen Besitz und die im irdischen Leben unerreichbare Seligkeit. Diese Spannung bringe den Leser des Wortes dazu, dem Besitzer der "Habseligkeiten" positive Gefühle entgegenzubringen. Die Liebe zu den kleinen, wertlosen Dingen werde als "Voraussetzung zum Glück" aufgefasst.
Also meine positiven Gefühle gegenüber diesem Wort halten sich in Grenzen:
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Das Wort "Habseligkeiten" bedeutet zunächst "Besitztum", so der Duden. Etwas deutlicher wird das Bertelsmann Wörterbuch, das ich im Regal gefunden habe: "geringwertiges Besitztum" steht dort.
Und genau das ist auch meine Assoziation. Entweder wird "Habseligkeiten" wertfrei verwendet. Dann aber ist es sehr oberflächlich: Es wird gleichbedeutend mit Besitz, wenn auch geringwertigem.
"Habseligkeiten" wird aber auch dann verwendet, wenn mit mitleidiger (bisweilen auch spöttischer) Miene der quasi wertlose Besitz eines anderen betrachtet wird.
Beispiel aus dem Projekt Deutscher Wortschatz: "Sie trocknete die Wangen ihrer Mutter und dann auch ihre eigenen mit der Schürze, nahm ihr Kind an die Hand und das Bündel mit ihren wenigen Habseligkeiten auf den Rücken und ging ihres Weges an Mischka vorbei und wagte nicht einmal, ihn anzusehen. (Quelle: Marie von Ebner-Eschenbach - Er lasst die Hand küssen / 2)"
So oder so: Das durchweg Positive, das die "Experten"-Jury hier reininterpretieren will, sehe ich nicht, und erst recht nicht Goethe, Schiller und wie sie alle heißen.
Dass der Favorit der Einsender: "Liebe"(n) auf den dritten Platz verbannt wurde, ist wohl ein weiteres Indiz dafür, dass die Jury sich nicht gerade Mühe gegeben hat, so zu entscheiden, wie es die Menschen gerne gehabt hätten...
Zuletzt mein Favorit unter den Begründungen, Platz vier, der Augenblick (übrigens auch ein wunderschönes Wort, das den Platz 1 verdient hätte):
[Eine Schweizerin hält den Augenblick für das schönste Wort], weil es "um eine subversive Idee zu lang ist für das, was es besagt, und so viel sinnlicher klingt als ein 'Moment'".