Alkohol-Stress

September 12, 2005

Alkohol ist so ein amerikanisches Thema. Alkohol ist böse. Er ist nicht nur ein bisschen böse, sondern sogar so böse, dass alle Amis ihn bis 21 nicht trinken dürfen. Und drüber auch nicht so richtig. Dabei geht es nicht um Alkoholmissbrauch, sondern selbst ein Drittelliter Bud Light (schmeckt übrigens wie es klingt) ist böse. Aber das ist ja zwischenzeitlich bestimmt allgemein bekannt.

Live und in Farbe sieht das dann so aus, dass man abends in eine Bar geht und bevor die Bestellungen aufgenommen werden erstmal von jedem die "ID" intensiv überprüft wird. Das kann schon mal ein paar Minuten dauern, wenn die Person noch nie einen deutschen Reisepass gesehen hat.

Gestern waren wir in einem ziemlich hippen Club und dort wird sogar schon zwei Meter vor der Türschwelle von jedem der Ausweis geprüft. - So ähnlich wie bei uns, nur halt alles mit 21 statt 18 wie in Deutschland.

Heute waren wir dann im lokalen Safeway Supermarkt (sonntags geöffnet, wie fast alles hier) und haben eine schöne Szene erlebt. <!--more-->Mein Kollege, selbst 24 Jahre alt, hatte seinen Pass vergessen, und wir wollen einen Sixpack Miller Genuine Draft kaufen. Ich hatte den Pass dabei, also wollte ich das erstmal zahlen.

Aber so einfach ist das nicht: Der Mensch an der Kasse hat erstmal meinen Kumpel nach seinem Ausweis gefragt. Er hatte keinen. Dann hat er mich gefragt und ich meinte:

"Äh, also eigentlich ist das mein Bier, ich meine ich kaufe und zahle es ja??" Kassierer: "Nein, nein, das ist Oregon State Law. Dein Kumpel könnte theoretisch etwas davon trinken, also muss ich von beiden die Ausweise sehen." "Oh, das wussten wir nicht, sorry." K: "Ja, deshalb nehme ich mir ja auch die Zeit, euch das zu erklären. Nächstes Mal müsst ihr wirklich beide den Ausweis mitbringen, sonst darf ich euch kein Bier verkaufen." "Sehr nett von Ihnen. Danke!"

Kopfschüttelnd zogen wir von dannen. Ich meine, klar, dass man nach dem Ausweis fragt. Das macht man ja bei uns auch. Kein Thema.

Aber der Sinn will mir nicht ganz rein, wieso er auch den Ausweis meines Kumpels sehen wollte (ganz abgesehen davon dass er drei Jahre älter ist als ich). Stellen wir uns vor, er hätte sich an einer anderen Kasse angestellt. Stellen wir uns vor, er wäre zwei Minuten vor mir aus dem Laden herausgegangen. Oder, einfach mal angenommen, wir wären gar nicht gleichzeitig in den Laden gegangen?

In all diesen Fällen hätte uns niemand in Verbindung gebracht und - wenn er jünger als ich wäre - hätte er trotzdem irgendwie Bier bekommen. Und woher kommt eigentlich die Annahme, dass ich ausgerechnet mit diesem Kumpel mein Bier teile, nur weil wir gleichzeitig einkaufen gehen oder uns unterwegs getroffen haben?

Das zählt zu den "Amerikanischen Spezialitäten", die ich wahrscheinlich nie verstehen werde. Dass man über die geradezu fantastische Idee, ein wohlklingendes Gesetz zu machen, schlicht vergisst, diesem einen inhaltlichen Sinn zu geben, das kenne ich auch aus Deutschland - aber nie ist es mir so intensiv und so häufig aufgefallen wie hier.

P.S.: Auf unseren Camping Trip nächste Woche dürfen wir übrigens auch kein Bier mitnehmen oder so ähnlich: Es ist verboten, Alkohol in Fahrzeugen zu transportieren, die der "Öffentlichkeit gehören" ("publicly owned"). Aber das wundert mich schon nicht mehr sonderlich...

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